Der Kindergeburtstag
Die Luft war erfüllt von Gelächter und dem süßen Duft von Kuchen. Der kleine Garten der Familie Brandt war festlich geschmückt: bunte Luftballons, Girlanden, und ein großer Tisch mit verlockenden Snacks. Heute war Sofies 8. Geburtstag, und alles schien perfekt. Kinder tobten über den Rasen, und die Eltern plauderten entspannt im Hintergrund.
Doch irgendwo im Schatten der hohen Eiche, die den Garten überragte, stand ein Mann. Niemand hatte ihn eingeladen, und niemand schien ihn zu bemerken – außer Sofie.
Sie hatte ihn zuerst gesehen, als sie mit ihrer besten Freundin Anna Verstecken spielte. Er stand regungslos zwischen den Bäumen, eine unheimliche Silhouette mit einem übertrieben breiten Grinsen. Sofie hatte gedacht, es sei einer der Clowns, die ihr Vater engagiert hatte, und ignorierte ihn. Doch je länger der Nachmittag dauerte, desto mehr fiel ihr auf, dass der Mann sich nicht bewegte. Er stand einfach nur da, still und starr, während die Kinder spielten.
„Mama, wer ist der Mann da drüben?“ fragte Sofie schließlich, als sie mit ihrer Mutter am Tisch saß.
„Welcher Mann, Schatz?“ Ihre Mutter sah über die Schulter, doch ihre Stirn runzelte sich. „Da ist niemand.“
Sofie schaute erneut in Richtung der Eiche. Der Mann war weg. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, und sie wandte sich wieder dem Kuchen zu, versuchte, das seltsame Gefühl abzuschütteln. Doch das Unbehagen ließ sie nicht los.
Die Spiele gingen weiter, und bald war es Zeit für die Schatzsuche. Die Kinder liefen aufgeregt in den nahegelegenen Wald, während die Erwachsenen im Garten blieben, um den Abend vorzubereiten. Sofie hatte ihre Freunde angeführt, den Hinweiszetteln folgend, die ihr Vater im Wald versteckt hatte.
Doch als sie tiefer in den Wald eindrangen, wurde es stiller. Das Geplauder der Kinder erstarb, und eine unnatürliche Kälte legte sich über die Gruppe. Der Wald, sonst vertraut und einladend, wirkte plötzlich fremd, die Bäume wie drohende Gestalten.
„Ich glaube, wir sollten umkehren“, sagte Anna nervös. Doch Sofie war entschlossen. Sie wollte den Schatz finden, der angeblich mit Süßigkeiten und kleinen Spielzeugen gefüllt war.
„Es ist nicht mehr weit“, sagte sie, auch wenn sie selbst ein mulmiges Gefühl hatte.
Dann sahen sie ihn.
Der Mann stand mitten auf dem Weg. Diesmal war er näher. Sein Gesicht war unnatürlich blass, seine Augen wirkten zu groß, zu leer. Und dieses Lächeln – ein grässliches, verzerrtes Grinsen, das viel zu breit war, als wäre es mit Gewalt in sein Gesicht geschnitten worden.
Die Kinder schrieen und rannten davon. Alle außer Sofie.
„Warum läufst du nicht weg, kleines Mädchen?“ fragte der Mann. Seine Stimme klang leise, fast sanft, und doch schien sie durch die Luft zu schneiden.
„Wer sind Sie?“ Sofies Stimme zitterte, doch sie blieb stehen. Etwas an ihm zog sie an, so sehr, dass sie ihre Angst für einen Moment vergaß.
„Ich bin ein Freund“, sagte er und machte einen Schritt auf sie zu. „Ich bin gekommen, um deinen Geburtstag ganz besonders zu machen.“
Sofie wich zurück, doch ihre Beine fühlten sich schwer an. Der Mann zog etwas aus seiner Tasche – eine kleine, goldene Spieluhr. Er öffnete sie, und eine leise, unheimliche Melodie erfüllte die Luft.
Die Melodie lullte Sofie ein, ließ ihre Gedanken träge werden. Sie wollte weglaufen, doch ihre Füße bewegten sich nicht. Der Mann trat näher, bis er direkt vor ihr stand.
„Du bist doch etwas Besonderes, nicht wahr, Sofie?“ Er grinste noch breiter, seine Zähne zu weiß, zu perfekt.
Die anderen Kinder hatten inzwischen den Garten erreicht, weinend und völlig aufgelöst. Die Erwachsenen suchten sofort nach Sofie, riefen ihren Namen, durchkämmten den Wald – doch sie fanden nichts. Keine Spur von ihr, keine Anzeichen dafür, wohin sie verschwunden sein könnte.
Das einzige, was übrigblieb, war die kleine, goldene Spieluhr, die auf dem Waldboden lag. Ihre Melodie verstummte, als einer der Eltern sie aufhob.
Seither hört man im Wald gelegentlich Kinderlachen, selbst wenn niemand dort ist. Und manche behaupten, sie hätten eine kleine Gestalt zwischen den Bäumen gesehen – mit einem viel zu breiten Lächeln.
Ende.
Kommentare:
UrbanExplorer: War letzte Woche dort. Das Licht brennt wirklich...
NightNurse: Habe dort früher gearbeitet. Zimmer 213 war immer... anders.
HistoryBuff: Die Geschichte mit dem Patienten von 1973 ist dokumentiert!
PhotoPro: Seine Kamera wurde vor dem Krankenhaus gefunden. Er selbst nicht.